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Psychosoziale Risken - Prävention - Strategien

Im Rahmen des von EU-OSHA beauftragten Projektes „STRATEGIES AND LEGISLATION ON PSYCHOSOCIAL RISKS IN SIX EUROPEAN COUNTRIES“ (Psychosoziale Risken -Prävention - Strategien und Gesetzgebung in 6 ausgewählten europäischen Ländern“) werden die nationalen Ansätze zur Prävention arbeitsbedingter psychosozialer Risiken untersucht. Österreich war an diesem Projekt beteiligt, ebenso Belgien, Kroatien, Dänemark, Estland und Spanien. Der Schwerpunkt des Projektes liegt auf der Erfassung legislativer und nichtlegislativer Maßnahmen, sowie auf Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in Bezug auf die nationalen und sektoralen Ansätze zur Verbesserung der PSR-Prävention.  Das Projekt unterstützt das laufende EU-OSHA-Forschungsprojekt (2022-2025) zu psychosozialen Risiken und psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz und wird zur Gestaltung der bevorstehenden EU-OSHA-Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze“ (2026-2028) beitragen. 

In Österreich gilt das ASchG 1995 unisono als Meilenstein in der rechtlichen Absicherung des Gesundheitsschutzes von Arbeitnehmer:innen, weil es die Verantwortung von Arbeitgeber:innen regelt Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer umfassend zu schützen und alle Risiken, welche Gesundheit gefährden könnten, zu erheben, zu beurteilen und Maßnahmen zur Verhinderung von Risiken an der Quelle durchzuführen (Grundsätze der Gefahrenverhütung, „STOP – Prinzip“). Die Novellierung 2013 hat bei der Evaluierung psychischer Belastung wesentliche Fortschritte in der Umsetzung gebracht (psychische Gesundheit wird explizit angesprochen). Auf der Grundlage des österreichischen Arbeitsschutzreformgesetzes 2002 können zudem Arbeitspsycholog:innen Teil der von Arbeitgeber:innen zu leistenden Einsatzzeiten für den Arbeitsschutz sein.  Zum Einsatz von Arbeitspsycholog:innen gibt es heute jedoch weiterreichende Vorschläge. Die Vernetzung wesentlicher Stakeholder im Rahmen der Österreichischen Arbeitnehmer:innenschutzstrategie zeigt, dass akkordierte Strategien und Maßnahmen zum Erfolg beitragen. Auch ist die Sozialpartnerschaft in Österreich im Arbeitnehmer:innenschutz verankert - von der Entwicklung auf strategischer Ebene bis zur Umsetzung seitens Betriebsräte - und war hilfreich das Thema psychosoziale Gesundheit, die Erkennung von neuen Risken (Digitalisierung, Telearbeit, Plattformarbeit…) und deren Prävention weiterzuentwickeln. Details zur Entwicklung, den Hemmschwellen, Erfolgsfaktoren und Herausforderungen für die Zukunft könnten Sie der vollständigen Studie entnehmen:

https://osha.europa.eu/sites/default/files/documents/austria-psychosocial-risk-prevention-strategies-legislation_EN.pdf

Dr. Irene Kloimüller, Tutorin der AAMP, Juni 2025

EMF am Arbeitsplatz: Was Sie wissen sollten

Seit fast zehn Jahren gibt es gesetzliche Vorgaben zur Evaluierung elektromagnetischer Felder (EMF) an Arbeitsplätzen – kurz VEMF. Für viele Arbeitsplätze reicht eine einfache Abschätzung auf Basis der eingesetzten Geräte. Doch es gibt auch Situationen, die genauer betrachtet werden müssen.

Spannende Einblicke dazu gab Dipl.-Ing. Gernot Schmid, PhD, beim 26. Wiener Forum Arbeitsmedizin der ÖGA am 8. und 9. Mai. In seinem Vortrag zeigte er anhand praktischer Beispiele, wo VEMF besonders relevant ist – etwa bei:

  • Elektroschweißen (Lichtbogen, Widerstandsschweißen)
  • Induktionserwärmung (z. B. in der Metallverarbeitung oder Gastronomie)
  • Magnetfeldtherapie (Achtung: Besondere Vorsicht bei handgeführten Applikatoren für das betreuende Personal!)
  • Elektronischer Artikelsicherung (EAS) – insbesondere bei Etiketten-Deaktivatoren im Kassenbereich, ein oft unterschätzter Risikofaktor

Ein Problem: Manche Gerätehersteller zeigen sich wenig kooperativ. Umso wichtiger ist es, dass Betreiberbetriebe Unterstützung durch Arbeitsmediziner, Berufsverbände oder die AUVA erhalten.

Interesse am Thema?
Im Herbst findet eine EMF-Seminarreihe der Seibersdorf Akademie statt:
Termin: 21.–23. Oktober 2025
Infos & Anmeldung: academy@seibersdorf-laboratories.at

Dr. Sally Bitterl, AAMP, Mai 2025

 

 

Evidenzbasierte Strategien für wirkungsvolle Veränderungen

Mehr als nur Information

Verhaltensänderungen – besonders wenn es um Gesundheit geht – sind oft schwieriger als gedacht. Dabei geht es nicht nur um das Vermitteln von Informationen, sondern vor allem darum, die Mitarbeitenden wirklich zu motivieren, diese in ihren Alltag zu integrieren. Widerstände sind dabei ganz normal, sei es durch mangelndes Interesse, fehlendes Problembewusstsein oder auch durch Ausreden wie „Ich habe einfach keine Zeit“.

Eine bewährte Strategie, die hier hilft, ist die „Haltung des Nicht-Wissenden“. Das bedeutet, dass wir als Berater:innen nicht als Expert:innen auftreten, die den Mitarbeitenden vorschreiben, was sie tun sollen. Vielmehr stellen wir offene Fragen und öffnen einen Raum, in dem die Mitarbeitenden selbst nach Lösungen suchen können. So wird ihre Eigenverantwortung gestärkt, und sie fühlen sich eher dazu befähigt, etwas zu verändern.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, Widerstand nicht einfach zu bekämpfen, sondern ihn zu akzeptieren und anzunehmen. Anstatt zu argumentieren, warum etwas gut für die Mitarbeitenden ist, hören wir ihnen zu, nehmen ihre Bedenken ernst und gehen gemeinsam auf Lösungen zu. So entsteht ein respektvoller Dialog, der nicht in Konflikten endet, sondern zu einer Zusammenarbeit führt.

Ein Beispiel aus der Praxis zeigt das gut: In der Hautschutzschulung wird viel erklärt, doch trotzdem wenden Mitarbeitende die Produkte oft nicht richtig oder gar nicht an. Statt sie dafür zu kritisieren, könnte eine evidenzbasierte Strategie darin bestehen, zu fragen, warum das so ist. Vielleicht gibt es Hindernisse im Arbeitsalltag, die wir gemeinsam ansprechen und lösen können – ganz ohne die Mitarbeitenden zu bevormunden.

Der Kern dieser Ansätze ist, dass wir die Selbstwirksamkeit der Mitarbeitenden stärken. Wenn sie merken, dass sie selbst in der Lage sind, Veränderungen umzusetzen, führt das nicht nur zu kurzfristigen Erfolgen, sondern auch zu nachhaltigeren Verhaltensänderungen, die sie langfristig beibehalten können.

In ihrem Vortrag im Rahmen des 26. Wiener Forum Arbeitsmedizin zeigt Mag. Rhonda Staunder-Turin, wie evidenzbasierte Strategien dabei helfen, solche Veränderungen erfolgreich zu fördern. Mit praktischen Ansätzen und Beispielen aus der Praxis lernen Sie, wie Sie arbeitsmedizinische Beratungsgespräche mit einer wertschätzenden, nicht-wissenden Haltung führen können – ganz ohne zu argumentieren.

Dr. Sally Bitterl, AAMP, April 2025